Wir gehen schon seit Jahren gerne zu der Veranstaltung Brot und Bücher in der Buchbox. Dort werden von 3-5 Mitarbeitern der Buchbox ihre derzeitigen Lieblingsbücher vorgestellt. Dazu gibt es Wein und kostenlos etwas zu Essen (Stulle mit Brot). Die Veranstaltung findet immer im Abstand von wenigen Wochen statt, abgesehen von der Sommer- und Winterpause.
Gestern war es also mal wieder so weit. Beginn ist 20 Uhr. Wir sind immer schon etwas früher da um etwas zu stöbern. Fast immer fällt uns da schon das erste Buch in die Hand, das auf die potentielle Kaufliste kommt. Außerdem hat man dann noch freie Platzwahl. Wir sitzen nämlich gerne strebermäßig ganz vorne. Aber ich bin ja auch klein, sonst seh ich ja nix. Da wir ja die Bücher selber noch nicht gelesen haben, gebe ich nur kurz wieder was ich mir zu den Büchern aufgeschrieben habe.
Zunächst hat die einzige Dame in der Vorstellerrunde das Buch Good as Gone von Amy Gentry vorgestellt. Es handelt sich dabei um einen Krimi bei dem ein Mädchen entführt wird und acht Jahre später wieder auftaucht. Nun muss also geklärt werden, was mit dem Mädchen in den 8 Jahren geschehen ist. Klingt im ersten Moment richtig schön spannend. Tine hat mich dann abgehalten das Buch sofort auf den Kaufstapel zu legen, weil es ein bisschen an Bücher wie Girl on the Train erinnert und sie das nur mittelmäßig fand. Ok, ich merke es mir aber und werde noch Girl on the Train lesen.
Das zweite Buch heißt Hier bin ich und wurde von Jonathan Safran Foer geschrieben. Ehrlich gesagt ist es gerade schwierig wiederzugeben worum es geht, aber ich nenne es mal spontan eine jüdische Familiengeschichte mit Witz. Das Buch kam sofort auf die Kaufliste vor allem, weil die vorgelesene Stelle so amüsant war. Ich will nicht zu viel verraten, aber es kommt Steven Spielberg darin vor und es wird darüber geredet wie traditionell jüdisch er ist und wie man das auf dem Klo alleine feststellen kann (ha! ich habs geschafft das zu erklären ohne ein schmutziges Wort zu benutzen). Das Buch hat locker 700 Seiten, das bedeutet leider auch, dass es etwas teurer ist, aber es hat den Platz auf den Kaufstapel geschafft.
Vom Wedding und Schutzengeln
Von der amerikanisch-jüdischen Kultur begeben wir uns in etwas kleinskaligere Distanzen, quasi um die Ecke, nach Wedding. Das Buch Heimaterde von Lucas Vogelsang spielt in diesem Berliner Szenebezirk. Beziehungsweise: dort ist der Start der Geschichte und von dort aus begibt sich der Autor auf eine kleine Reise durch Deutschland und schreibt über unsere Kultur und fremde Kulturen und wie sie uns ähneln. Witzig fand ich z.B., dass sich im Wedding ein Türke über die nicht eingehaltene Mittagsruhe beschwert. Was deutscheres gibt es ja kaum. Das Buch klingt witzig, sowas mag ich eigentlich. Gekauft habe ich es (noch) nicht, aber ich behalte es im Hinterkopf.
Nun kommt wieder ein Buch bei dem es mir schwer fällt wiederzugeben worum es eigentlich geht. Es heißt Vincent und wurde vom Autor Joey Goebel geschrieben. Es handelt von – man ahnt es- Vincent, als er 7 Jahre ist. Am Ende des Buches ist er über 30, wir erfahren also einiges aus seinem Leben. Vincent ist ein sogenanntes Wunderkind, also künstlerisch sehr begabt und deshalb auf einer Eliteschule. Damit er auch sein Talent weiter verwirklichen kann, ist es nötig, dass ihm nicht nur gutes widerfährt, sondern auch viel schlechtes. Denn: ein gutes Künstler ist selten glücklich, darum ist er ja so talentiert. Vincent bekommt also einen „schwarzen Schutzengel“ zugewiesen aus dessen Perspektive dieses Buch erzählt wird. Ich finde, das klingt ganz witzig. Auch dieses Exemplar will ich nicht ganz aus meinem Gehirn löschen und würde es gerne mal lesen.
Vier Bücher und eine kurze Pause
Es geht weiter mit Hagard von Lukas Bärfuss. Ein Mann beginnt einer Frau zu folgen, die ihm zunächst nur durch ihre blauen Schuhe aufgefallen ist. Er folgt ihr immer weiter, ohne dass man (vorerst) erfährt, wieso das so ist. Obwohl der Mann in Kürze einen Termin hat, läuft er immer weiter. Wieso? Dazu müssen wir das Buch wohl lesen. Der gute Schreibstil wurde mehrmals betont. Ich finde es klingt schon sehr interessant.
Buch 2 nach der Pause: Takis Würger– der Club. Zunächst wurde über das Buch gesagt, dass es sich toll anfühlt 🙂 Das ist natürlich immer schön, wobei ich auch finde, dass sowas egal sein sollte und das Buch oft nur unnötig teuer macht. Aber ich gebe zu, ich mag solche Details dennoch auch. Ein einfacher Mann bekommt ein Stipendium und lernt an der Uni Cambridge die High Society kennen. Man kennt das, die Leute wirken glücklich mit all ihrem Geld, aber in Wirklichkeit geht sehr viel Mist ab in diesem Teil der Gesellschaft. Das erfährt auch der Protagonist, Hans, der diese Welt gerade erst neu kennen lernt und nun überlegen muss, ob er in diese Geheimnisse wirklich eingeweiht werden will.
Bücher, die uns mitnehmen
Das vorletzte Buch des Abends hat es wieder auf den Kaufstapel geschafft. Es heisst Illegal und wurde von Max Annas geschrieben. Wieder spielt es in Berlin-Wedding. Es handelt von dem „illegal“ hier lebenden Kodjo, der ursprünglich aus Ghana stammt und darum bemüht ist so wenig wie möglich aufzufallen. Zufällig beobachtet er von seinem Fenster aus eine Straftat im Nachbarhaus, die dafür sorgt, dass er abends das Haus verlässt und nach nebenan geht um die Lage zu kontrollieren. Ihm scheint bewusst zu sein, dass er ein Risiko eingeht und offenbar läuft es auch erstmal gar nicht gut für ihn. Das Ende soll vollkommen anders als erwartet sein. Der letzte Satz hat mir gereicht, ich kaufe das Buch.
Das letztes Buch des abends: Gott ist nicht schüchtern– von Olga Grjasnowa. Das Buch ist leider ganz und gar nicht witzig. Es ist real. Es spielt im Krieg und allem was dabei für scheiße passiert. Und zwar in einem aktuellen Krieg: dem Syrienkrieg und dessen Flüchtlinge. Wie sie flüchten, wie sie sich verletzen, wie sie sterben. Es zeigt auf, was wir gerne ignorieren, die Welt da draußen ist größtenteils scheiße und uns geht es viel zu gut. Man merkt dem Vorsteller an, dass es ein sehr mitnehmendes Buch ist, es klingt interessant und wahrscheinlich ist es eines dieser Bücher, die man nicht an einem Stück liest, weil sie einem zu krass sind. Es gibt sicherlich so einige Menschen auf dieser Welt, denen das Lesen eines solchen Buches mal gut tun würde.
Die Qual der Wahl beim Bücherkauf
Das war das letzte Buch und damit ist die Veranstaltung vorbei. Es waren heute wirklich viele gute Bücher dabei. Meine Prioritäten haben sich ein paar mal verschoben. Aber wir sind insgesamt mit einer Ausbeute von 3 Büchern aus dem Laden gegangen. Es sind zwei Dicke Wälzer dabei und insgesamt haben wir fast 2000 Seiten, die auf den Bücherstapel zu Hause neu dazukommen. Und beim nächsten fertigen Buch heißt es dann wieder: Ich hab doch nix zu lesen!
Wenn ich eines am wärmsten empfehlen müsste, dann wäre es Vincent. Leider gar nicht so witzig, wie der erste Eindruck wohl vermittelt hat. Dafür gewiss unfassbar gut geschrieben!
Viel Spaß damit 🙂
Danke! Ich behalte es auf jeden Fall im Hinterkopf. Ich fands auch gut, dass es mal ein weniger aktuelles Buch war, das vorgestellt wurde.