Jeder kennt den Begriff „sich in den eigenen 4 Wänden“ befinden. Normalerweise beschreiben wir damit unsere Wohnung und meinen damit eigentlich ein warmes, gemütliches Heim, in dem wir uns wohl fühlen. Habt ihr euch schon einmal gefragt wie es ist, wenn man nix, wirklich gar nix anderes kennt ausser diese 4 Wände? Wenn man nicht einmal weiß, dass es draußen noch eine große, weite Welt gibt?
Dieses Gefühl kennt Jack, einer der Hauptcharaktere aus dem Buch „Raum“ von Emma Donoghue. Zusammen mit seiner Mutter ist er seit seiner Geburt in einem Keller gefangen. Inzwischen ist er 5 Jahre alt. Gefangen gehalten werden sie von Old Nick. Ihn selber bekommt Jack quasi nie zu sehen. Seine Mutter dagegen kennt ihn nur zu gut, denn Old Nick ist der Vater von Jack. Natürlich eher ungewollt.
Für Jack ist außerhalb von Raum (so nennt er seine 4 Wände) das Weltall. Theoretisch kennt er die Welt aber, denn er und seine Mutter haben einen kleinen Fernseher. Er reimt es sich so zusammen, dass die Dinge aus dem Fernsehen nur Fantasie sind.
Old Nick kümmert sich nur mittelmäßig um seine Gefangenen. Sie bekommen hin und wieder etwas zu essen. Anfangs bekommen sie etwas mehr Pflege und erhalten auch ein paar Vitaminpräparate. Irgendwann wird Old Nick arbeitslos und beginnt zu kürzen. Generell bekommen sie aber nicht viel, was sicherlich einer der Gründe ist, wieso Jack mit 5 Jahren immernoch gestillt wird.
Fluchtversuche
Irgendwann beginnt Jacks Mutter Pläne für eine Flucht zu schmieden. Ihre erste Idee ist recht schwach. Jack kränkelt etwas und sie versucht Old Jack zu überreden ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Nachdem der Plan nicht geklappt hat, muss sie versuchen Jack aktiv mit einzubinden. Aber wie erklärt man einem 5jährigen, dass man versuchen will heimlich in eine Welt zu kommen, die das Kind gar nicht kennt? Und wird sie es überhaupt schaffen?
Erinnerungen an reale Fälle
Viele kennen sicherlich die Fälle von Natascha Kampusch und Josef Fritzl, bei denen tatsächlich Menschen auf ähnliche Art und Weise gefangen gehalten wurden und es geschafft haben zu fliehen. Es gibt zu beiden Fällen viele Parallelen. Es ist faszinierend wie Emma Donoghue versucht sich in das Kind hineinzuversetzen. Sicherlich ist die Realität noch einmal ganz anders. Dadurch ist es auch möglich beim Lesen eine Distanz zu behalten. Es ist nicht unbedingt so, dass der Leser dieses Buch für etwas Reales hält und davon Alpträume bekommt. Es ist schon klar, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Dennoch ist es natürlich sehr dramatisch.
Ich fand das Buch sehr spannend, aufgrund seines psychologischen und seines spannenden Aspekts und würde es euch auf jeden Fall empfehlen. Vor allem, wenn ihr mal eine Abwechslung braucht. Solche Art von Literatur gibt es sicherlich nicht so häufig.